Von A nach B

Ich bin ein Fahrradkind, schon immer gewesen. Das ist wohl der Vorteil, wenn man in einer Kleinstadt aufwächst und lebt: Schule, Musikschule, Innenstadt, Schwimmbad, Sportverein, Freunde – alles in einer Entfernung, die mit dem Fahrrad in kürzester Zeit zu bewältigen ist. Noch dazu ist es bei uns nahezu überall flach – ideale Bedingungen also zum Radfahren. Im Sommer, im Winter, bei Hitze, Regen, Schnee, in Hosen, Röcken, Kleidern, bepackt mit Schultasche plus Sportsachen plus Musikschultasche plus Bassblockflötenkoffer – ich bin immer und überallhin und eigentlich jeden Tag mit dem Rad gefahren und es hat mir nichts ausgemacht, weil ich es nie anders kannte. Ich bin immer gerne Rad gefahren und das hat sich bis heute nicht geändert. Grundsätzlich.

In Trier war dann eher weniger Gelegenheit zum Radfahren. Die Uni lag schlicht ungünstig bzw. die zu bezwingenden Höhenmeter zwischen meiner Wohnung und der Uni haben nicht gerade zum Radeln eingeladen. Das Fahrrad wurde nur ab und an bewegt, wenn ich in die Stadt und/oder zum Chor wollte, oder für Ausflüge an der Mosel entlang. In letzterem Fall war es aber wichtig, auch wirklich am Fluss zu bleiben, denn abseits der Radwege dort wurde es gleich wieder hügelig.

Seit Januar fahre ich nun wieder jeden Tag mit dem Rad. Bei Arminia gab es direkt vor der „Haustür“ einen großen Parkplatz, sodass ich bei Regen oder wenn auf dem Rückweg noch Einkäufe zu erledigen waren, doch ab und zu (eigentlich doch jede Woche mindestens einmal) auf das Auto zurückgegriffen habe. Nun aber liegt mein Arbeitsplatz mitten in der Stadt, Parkplätze sind rar gesät und nicht umsonst zu haben, sodass das Fahrrad jetzt wirklich fast jeden Tag das Fortbewegungsmittel der Wahl ist (sofern ich nicht Freitags nach Feierabend für’s Wochenende nach Hause fahre).

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Nun ist ein Fahrrad für mich in erster Linie eben genau das: Ein Fortbewegungsmittel, eine Möglichkeit – und zwar eine schnelle, unkomplizierte, günstige und umweltschonende – von A nach B zu kommen. Denkste. Mein Fahrrad ist ein abgelegtes Rad meiner Mutter, das in etwa ziemlich genau so alt ist wie Bruder 3 – also demnächst 18 Jahre – das lange Zeit viel gefahren und, ich geb’s zu, nicht genauso viel gepflegt wurde. Noch dazu steht es seit Oktober durchgängig draußen und zwar wirklich draußen, ohne ein „Dach über dem Kopf“.

Kurz: Es ist nicht mehr so ganz unkompliziert, mit meinem Rad von A nach B zu kommen, wie es das früher war. Zunächst war das Problem, dass das Licht zwar grundsätzlich funktionierte, aber nur dann, wenn es Lust dazu hatte und bei Regen/Nässe hatte es das prinzipiell schonmal nicht. Das Problem erledigte sich von selbst, als die Tage länger wurden und es morgens endlich hell genug war, dass man kein Licht mehr benötigte. Was blieb, war das Problem, dass die Gangschaltung, sobald die Temperaturen bei null Grad oder weniger waren, einfriert und man dann nur noch den Gang zur Verfügung hat, in dem man das Fahrrad abgestellt hat. Auch das wird allerdings immer seltener, da es nun Gott sei Dank immer wärmer wird.

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Wisst ihr, dass die Pedale selbst sich beim Radfahren auch bewegen? Nun, so ganz bewusst war mir das nicht, bis das linke Pedal irgendwann immer mehr hakelte und klemmte. Und Radfahren mit einem Pedal, das hochkant steht und sich nur durch kräftiges Drauf-Treten noch bewegen lässt, ist irgendwie nicht so furchtbar spaßig. Das Problem wurde gelöst, indem ich nach unserem Konzert-Wochenende von meinem Papa Öl-Schmier-Zeugs mitgenommen habe. Für knapp zwei Wochen war das Radfahren dann geradezu himmlisch angenehm – abgesehen davon, dass die Gangschaltung sich scheinbar langsam verabschiedet, denn an manchen Tagen habe ich von sieben Gängen nur zwei zur Verfügung. Aber auch hier ist es überwiegend flach, sodass ich mit Gang Nummer vier und fünf überwiegend gut zurechtkomme.

Am letzten Wochenende habe ich dann die Sprühdose mit dem Öl-Schmier-Zeugs zuhause gelassen, denn das Problem war ja beseitigt. Bis gestern das Pedal wieder unheilvoll zu knacken begann. Noch ist es nicht so schlimm und es klemmt und hakt noch nichts. Ich hoffe, dass das jetzt die nächsten zwei Wochen auch so bleibt.

Ich fahre wirklich (immer noch) gerne Fahrrad. Aber ich habe in den letzten Wochen festgestellt, dass das nur unter der Bedingung gilt, dass an meinem Rad Licht, Gangschaltung (und selbstverständlich) Bremsen funktionieren und zusätzlich zu dem nicht ganz unerheblichen Gewicht meines Fahrrads keine weiteren Schwierigkeiten wie klemmende Pedale hinzukommen.
Und achja: Meine Toleranz gegenüber Regen beim Radfahren muss zu Schulzeiten auch mal größer gewesen sein. Nassgeregnet im Büro ankommen, find ich mittlerweile jedenfalls echt doof.

Aber sonst mag ich Radfahren. Wirklich! Wenn denn alles funktioniert, ist es einfach für viele Wege das schnellste, unkomplizierteste, günstigste und umweltschonendste Mittel, um von A nach B zu kommen.

Nachtrag 1: Mit dem Auto als Fortbewegungsmittel habe ich hier in Bielefeld jetzt auch nicht unbedingt mehr Glück. Jedenfalls habe ich erst hier zum ersten Mal vor einem Auto mit aufgestochenem Reifen gestanden.

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Nachtrag 2: Einen Tag, nachdem ich diesen Post verfasst hatte, ist dann übrigens noch die Handbremse gerissen.