British Drama – Broadchurch

Nächste Serie in der Reihe ist „Broadchurch“ – eine Serie, die gefühlt schon eine Ewigkeit in aller Munde war, bis ich sie mir auch endlich einmal angesehen habe.

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© Kudos/ITV

Wenn man die Reihe der Serien betrachtet, die ich bisher vorgestellt habe, so kann man „Broadchurch“ vielleicht am ehesten mit „Happy Valley“ vergleichen. Beide Serien spielen – anders als „Downton Abbey„, als „The Musketeers„, „Mr. Selfridge“ u.v.m. – in der heutigen Zeit und beide sind der Sparte crime bzw. mystery drama zuzuordnen.

Die erste Staffel von „Broadchurch“ umfasst acht Folgen à 45 Minuten und alle acht Folgen drehen sich um die Aufklärung eines einzelnen Kriminalfalles. Die ITV-Serie spielt in einer fiktiven Küstenstadt in Dorset, die der Serie ihren Namen gibt. Es ist eine kleine Stadt, in der jeder jeden kennt, jeder Außenseiter sofort als solcher erkannt und zunächst etwas misstrauisch beäugt wird.

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In dieser Stadt wird in einer Nacht ein elfjähriger Junge, Danny Latimer, tot am Strand aufgefunden. Zur Aufklärung des Falles wird Detective Sergeant Ellie Miller (Olivia Colman, „The Iron Lady“), die selbst in Broadchurch wohnt und mit den Latimers befreundet ist, Detective Inspector Alec Hardy (David Tennant, „Dr. Who“, „Harry Potter“) quasi „vor die Nase“ gesetzt, was zunächst zu Spannungen zwischen den Beiden führt. Alec Hardy selbst wollte nach Broadchurch versetzt werden, da er aufgrund eines vorherigen skandalträchtigen Falls, einen Neuanfang starten wollte. Der Sandbrook-Fall ist noch immer ungelöst, nicht zuletzt, weil seiner eigenen (Ex-)Frau, ebenfalls Polizistin, wichtige Beweise aus dem Auto gestohlen wurden. Der Fall verfolgt ihn noch immer und bis in seine Träume.

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Miller und Hardy brauchen eine Weile, um sich zusammenzuraufen. Derweil nehmen die örtlichen Journalisten im Zuge ihrer Recherche ihre eigenen Ermittlungen auf und bekommen nach einiger Zeit „Unterstützung“ von einer Journalistin des Daily Herald, Karen White, die bereits den Sandbrook-Fall begleitet hat. So ziemlich jeder in Broadchurch gerät irgendwann in Verdacht oder wird von anderen Bewohnern der Stadt beschuldigt. Ob Dannys Vater Mark (Andrew Buchan), dessen bester Freund und Kollege Nigel Carter (Joe Sims) oder Jack Marshall (David Bradley, „Harry Potter“, „Game Of Thrones“), der einen Kiosk betreibt und für den Danny früh am Morgen Zeitungen ausgetragen hat. Im Laufe der Ermittlungen kommen alle gut und nicht so gut gehüteten Geheimnisse an’s Licht: Außereheliche Affären, geheim gehaltene Beziehungen, Freundschaften, die doch nicht so eng waren wie angenommen.

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Es hat einen Grund, warum ich so vage bleibe, denn auf keinen Fall möchte ich hier zu viel verraten. Im Laufe der ersten Staffel hatte ich persönlich einige Leute auf dem Schirm, die ich für als Täter in Frage kommend gehalten habe, und die letztliche Auflösung des Falles hat mich dann sehr überrascht. Genau so soll es sein in einem Krimi – die Spannung war die gesamte Staffel über hoch. Das Konzept von „Broadchurch“ ist, die Auswirkungen dieses einen Mordes auf die gesamte, eng verbundene Gemeinschaft darzustellen, zu zeigen, wie jeder einzelne mit dem Mord und mit den durch die Polizei und die Medien umherschwirrenden Verdächtigungen umgeht, zu zeigen, wie jeder selbst auf verschiedene Art und Weise zu einem Opfer wird.

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Am Ende der Staffel ist der Fall gelöst. Die zweite Staffel setzt einige Monate später ein und zeigt den Verlauf der Gerichtsverhandlung, die nötig wird, weil der Täter, der zuvor gegenüber der Polizei ein Geständnis abgelegt hatte, auf nicht schuldig plädiert. Der gesamte Fall und alle Ermittlungen werden neu aufgerollt. Dabei lässt es sich wohl nicht vermeiden, dass einiges aus der ersten Staffel wiederholt wird. Dennoch ist auch hier  Spannung vorhanden: Teils, weil die von der Verteidigerin vorgetragenen Alternativen, wie der Fall sich auch hätte zugetragen haben können, gar nicht so unplausibel scheinen. Teils, weil sich die Spannungen unter den Bewohnern von Broadchurch nach der Aufklärung des Falles fast eher verstärkt denn verringert haben.

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Und nicht zuletzt bleibt es spannend, weil sich Hardy und Miller gemeinsam an die Aufklärung des Sandbrook-Falls machen. Nachdem zunächst eine (vermeintlich) Zeugin aus dem Sandbrook-Fall in Broadchurch auftaucht und kurze Zeit später auch ihr Ehemann, den Hardy zwar für den Täter hielt, aber aufgrund mangelnder (bzw. verschwundener) Beweise nie festnehmen konnte, ist er endgültig wieder „angefixt“. Miller ist zunächst nicht begeistert von der Idee ihm zu helfen, dann aber doch dankbar für die Ablenkung, die ihr die Ermittlungen bieten.

Die zweite Staffel endet mit der Aufklärung des Sandbrook-Falls und dem Ende der Gerichtsverhandlung über den Mord an Danny. Alec Hardy verlässt Broadchurch wieder. Eine dritte Staffel wurde von ITV angekündigt, ein Ausstrahlungsdatum gibt es dafür jedoch noch nicht.

B_1© Colin Hutton, Kudos/ITV

„Broadchurch“ ist höchst spannend: Nicht nur, weil der Fall schwierig und kompliziert ist und jeder irgendwann einmal unter Verdacht gerät. Sondern auch, weil es wahnsinnig interessant und aufschlussreich ist zu sehen, wie die Bewohner der Stadt mit allem umgehen. Die Schauspieler, allen voran Olivia Colman und David Tennant, aber auch Jodie Whittaker und Andrew Buchan, die Dannys Eltern spielen, sind herausragend. Für mich persönlich, die ich „Broadchurch“ im Original geschaut habe: Der schottische Akzent von David Tennant, der zwar ziemliche Konzentration beim Zuhören verlangt, um wirklich alles mitzubekommen, aber gerade das reizt mich ja immer sehr.

Zitate:
Ellie Miller: You don’t eat fish and chips? What kind of a scot are you?

Mark Latimer: This house, this town, this job of mine: It’s all I’m ever going to be, innit? I know every second of it, and every second of it to come

Maggie Radcliffe: Better to have you inside the tent pissing out than outside than the tent pissing in, I suppose.

Videos:

https://www.youtube.com/watch?v=F6t1jxoj_Co