Das war 2023

Das neue Jahr ist erst eine Woche alt, ich finde, da geht ein Jahresrückblick gerade noch durch. Zumal ich meine Monats-Beiträge im November und Dezember schon nicht mehr geschafft habe, dabei ist da einiges passiert – und letzten Endes ist dieser Blog ja auch „nur“ mein persönliches Tagebuch und ich mag es ab und an, mich mit Beiträgen aus den vergangenen Jahren an diese zu erinnern.

Es fällt mir schwer, ein Jahr mit einer (Schul-)Note zu bewerten, aber wenn ich es täte, käme 2023 wohl nicht über das Mittelmaß hinaus. Dabei habe ich durchaus viel Schönes erlebt in diesem Jahr – aber entweder es ist wie so oft, und das Negative bleibt einfach stärker in Erinnerung, oder es wog schwerer.

Das Jahr begann schon schwierig: Erst kam ich im Januar so gar nicht in den Tritt, nachdem die Weihnachtspause nicht besonders erholsam gewesen und der Herbst 2022 so unglaublich anstrengend gewesen war, dann überschattete ein überraschender Todesfall in der näheren Familie das frühe Frühjahr. Erst als es wärmer wurde, irgendwann nach Ostern, wurde alles wieder etwas leichter und schöner.

Der Sommer hielt dann – nach einem vor allem im Job sehr anstrengenden Mai und Juni – tatsächlich sehr viel Schönes bereit: Zwei tolle Urlaube, beide auf ihre Weise ein „erstes Mal“ für mich, ein grandioses P!nk-Konzert und damit verbunden eine mini-kleine Auszeit in Hannover mit meiner Mama. Wettermäßig war der Sommer dagegen, jedenfalls für meinen Geschmack, ein Reinfall: Zu kalt und zu nass.

Und dann kam auch schon der Herbst, noch kälter und noch nasser und wieder mit richtig viel Arbeit. Nach einem weiteren, sehr spontanen und sehr schönen Kurzurlaub auf Wangerooge und einem unglaublich vollen und fordernden November war ich sehr bereit für den Advent. Mir war schon klar, dass die Adventszeit, die ja dieses Mal besonders kurz ausfiel, zu kurz sein würde für alle Pläne, hatte aber trotzdem auf ein wenig Entspannung, Vorfreude, Heimeligkeit gehofft. Da machte mir dann Corona einen Strich durch die Rechnung: Wie angeflogen fühlte ich mich am Abend vor Nikolaus von einer Minute auf die andere richtig krank. Der Test am nächsten Tag war schneller positiv als ich gucken konnte – und er blieb es für zehn Tage.

Dreieinhalb Jahre war ich gesund durch die Pandemie gekommen, jetzt war es wohl überfällig. Das einzig freie Adventswochenende, das ich gehabt hätte, verbrachte ich im Bett, anstatt Plätzchen zu backen und die Wohnung zu dekorieren. Die beiden Weihnachtsoratoriums-Konzerte mit dem Chor konnte ich deswegen auch nicht mitsingen – so blieb es bei vier von sechs Konzerten in diesem Jahr. Und in einer der naturgemäß arbeitsreichsten Zeiten des Jahres blieb leider auch im Job einiges liegen.

Immerhin fühlte ich mich zu den Weihnachtsfeiertagen wieder einigermaßen fit, musste auch keinen Mittagsschlaf mehr machen, um durch den Tag zu kommen, und habe die Feiertage mit der Familie sehr genossen. Vielleicht zu sehr – jedenfalls hat mich am 27.12. der nächste Infekt direkt wieder umgehauen. Silvester waren dann Fieber, Kopf- und Halsschmerzen immerhin wieder weg – meine Stimme dafür auch. Insgesamt, habe ich, während ich so im Bett lag mal gezählt, war ich im Dezember mehr als die Hälfte der Tage krank. So hatte ich mir die Advents- und Weihnachtszeit nicht vorgestellt.

Und bei aller Mühe, mich auf das Schöne und Positive zu konzentrieren – das hängt mir noch nach. Nicht (nur) körperlich, sondern vor allem im Kopf. Nicht umsonst sagte ein Chorleiter früher mal: „Der Anfang und das Ende müssen schön sein, die müssen sitzen, das beeindruckt die Menschen und bleibt im Kopf. Die Mitte ist dagegen unwichtig.“ Wenn ich so auf mein Jahr schaue, war es eher umgekehrt.

Ich fand 2023 vor allem anstrengend. Und da ist die allgemeine Welt- und Nachrichtenlage noch gar nicht berücksichtigt. Deswegen: Nur Mittelmaß, leider.

Hier noch die obligatorischen Fragen zum Jahresende (oder -anfang):

Zum ersten Mal gemacht in diesem Jahr?
Eine Radwanderung bzw. einen Urlaub mit dem Fahrrad. Das hat viel Spaß gemacht und möchte ich definitiv wiederholen. Auch mein Zelturlaub war zwar nicht grundsätzlich meine erste Camping-Erfahrung, aber der erste „richtige“ Urlaub mit meinem Zelt ganz allein – und auch da hat alles gut geklappt und war sehr schön.

Zum ersten Mal seit langer Zeit wieder gemacht?
Auf einer Beerdigung gewesen. Ein Pop-Konzert besucht. Krank gewesen.

Zum letzten Mal gemacht in diesem Jahr?
Hoffentlich: Corona gehabt. Kann ich nicht empfehlen.

Die schönste Zeit verbracht mit?
Klischee-Kiste auf: Meiner Familie. Und, auch wenn das seltsam klingen mag: Mit mir selbst. Ich verbringe viel Zeit allein, mag das auch und kann es auch gut. Zwei Wochen unterwegs durch die Niederlande und Frankreich, allein, ist aber nochmal eine andere Hausnummer. Ich glaube schon, dass das was mit mir gemacht hat und ich viel daraus mitnehmen konnte.

Was hat sich in diesem Jahr verändert?
Äußerlich betrachtet: Nicht viel. Gleicher Job, gleiche Wohnung, gleiche Hobbys. Ich selbst hab mich ganz sicher verändert.

Die wichtigste Entscheidung, die ich in diesem Jahr getroffen habe?
Puh, ich weiß nicht, ob ich wirklich große Entscheidungen getroffen habe. Ich komme nochmal zurück zu dem Zelturlaub – der hat mich kurz vor Abfahrt schon etwas Mut und Überwindung gekostet. Trotzdem losgefahren zu sein, das war eine wirklich gute Entscheidung.

Das beste Buch, das ich gelesen habe?
Das ist einfach: „A Little Life“ von Hanya Yanagihara. Das Buch hatte ich mir für den Urlaub ausgesucht und das war perfekt – ich weiß nicht, wie ich meinen Alltag hätte bewältigen können, hätte ich es einfach so nebenbei gelesen. Schon im Urlaub konnte ich es kaum aus der Hand legen, konnte mir aber die Zeit nehmen, auch einfach mal mehrere Stunden zu sitzen und zu lesen. Unglaublich emotional, unglaublich berührend – das Buch übrigens noch mehr als die Verfilmung der Bühnenversion (mit James Norton), die ich im September in Bochum im Kino gesehen habe. Insgesamt habe ich in diesem Jahr mal wieder deutlich mehr gelesen, darüber freue ich mich.

Die schönste Musik, die ich neu entdeckt habe?
Nachdem es ein Lied („A Good Day Is Hard To Find„) schon vor einigen Jahren in meine Dauer-Playlist geschafft hatte, hab ich mir dieses Jahr das Album, von dem es stammt, von Paul Heaton und Jacqui Abbott besorgt – und nachdem ich es zwei Wochen lang auf jedem Arbeits- und Heimweg im Auto gehört habe, ist jeder Song darauf ein Lieblingslied geworden. (Und dann hab ich noch festgestellt, dass Heaton „The Beautiful South“ gegründet, Abbott in der Band gesungen hat, von denen ebenfalls Songs in meiner Playlist sind. Ich liebe es, wenn sich solche Dinge und Verknüpfungen plötzlich auftun.)

Der beste Film/die beste Serie, die ich gesehen habe?
Die dritte Staffel „Happy Valley“ hat alles gehalten, was ich mir von ihr versprochen hatte. Absolut großartiges Fernsehen – und, weil die BBC strikt linear ausgestrahlt hat, fühlte es sich irgendwie auch an wie früher, wenn man auf die nächste Folge eben eine Woche warten musste. Ebenso großartig, auf ganz andere Weise: „It’s A Sin“. Das hab ich zugegebenermaßen aber nicht zum ersten Mal gesehen, aber gern noch einmal geschaut, als es in der ZDF-Mediathek verfügbar war.

Das beste Konzert, das ich besucht habe?
Nicht, dass es viel Konkurrenz gäbe, aber: P!nk in Hannover hat mich absolut umgehauen, im positivsten Sinn. Was für eine Leistung, gesanglich und körperlich, was für wunderbare Unterhaltung. Sie hätte von mir aus die ganze Nacht weitersingen können.

Und für’s nächste (dieses) Jahr?
Ich mag mir nix Konkretes wünschen. Es sind schon einige Dinge geplant, sogar Urlaube gebucht, das ist ungewohnt, aber fühlt sich gut an. Es gab und gibt im Privaten und Persönlichen in den letzten Monaten einige Unzufriedenheiten, einige Unsicherheiten – wenn sich da Klarheit einstellen würde, das wäre schön.