Ich habe keine Zeit. Nicht genug Zeit. Die Tage rasen nur so vorbei, eine Woche ist im Nu um und überhaupt – warum ist jetzt eigentlich schon wieder Juli? Ich habe mir, glaube ich, nur selten mehr gewünscht, dass mein Tag doch bitte mehr als 24 Stunden hätte.
Denn meine Zeit reicht einfach nicht. Ich quetsche ein Master-Studium – ein Vollzeitstudium – Arbeit, Ehrenamt und Hobbys in meine Tage und Wochen, und vieles fällt hintenüber. 10 Stunden Präsenzzeit in der Uni, das klingt erst einmal nicht nach viel und in der ersten Semesterwoche dachte ich noch, dieses Semester würde vielleicht etwas entspannter als das letzte. Die Anforderungen und zu erbringenden Studien- und Prüfngsleistungen klangen alle machbar – und ja, das sind sie auch, aber eben doch auch zeitintensiver, als ich da noch dachte.
Die Fahrzeiten von zuhause zur Uni haben sich natürlich extrem verkürzt, seit ich in Münster wohne. Die haben mir für einen Großteil des ersten Semesters ja doch viel Zeit gestohlen und in den ersten Wochen in Münster habe ich das auch deutlich gemerkt. Wie viel mehr Zeit ich hatte – selbst, wenn ich auch die Zugfahrten zwichhen MS und Ibb sinnvoll zu nutzen versucht habe, am Schreibtisch bin ich dann doch deutlich effektiver. Recht bald begannen dann ja die Semesterferien und dann startete nach Ostern dieses Semester. Ohne Fahrerei, dafür aber mit meinem Job. Aktuell arbeite ich ziemlich regelmäßig und zuverlässig die mir in der Vorlesungszeit erlaubten 20 Stunden pro Woche und ja, das ist z.T. wirklich viel und ab und an auch stressig. Ich mag meinen Job sehr und bin immer noch sehr froh und dankbar, dass ich ihn gefunden und bekommen habe. Aber 20 Stunden im Büro sind 20 Stunden.
Dann ist da das Ehrenamt. Facebook-Posts zu schreiben ist jetzt nicht wahnsinnig zeitintensiv, das gebe ich gerne zu. Das ganze Drumherum aber schon. Ich plane gerne voraus und langfristig, erkundige mich nach Veranstaltungen und Aktionen, besorge mir Material und Infos oder fahre auch schonmal selbst hin, um vor Ort dabei zu sein. Oft werde ich ganz wunderbar mit Bildern und Texten versorgt, aber nicht immer. Und das ist auch total okay – schließlich ist das überhaupt nicht die Aufgabe des Pfarrers oder Küsters. Aber dadurch habe ich diesen Punkt immer und dauerhaft mit auf dem Zettel. Und klar müsste ich das nicht in der Form betreiben, wie ich es tue, müsste nicht derartig planen und mich reinhängen. Aber wenn ich etwas mache, dann richtig.
Neulich beim Mensa-Mittagessen hatte ich eine Unterhaltung, die sich auch um Zeit und Arbeitszeit drehte: Warum schaffen es manche Leute/Studenten, alle Aufgaben immer sofort bzw. innerhalb weniger Stunden zu erledigen? Wie schafft man es, sich das Wochenende freizuhalten? Ich schaffe das nicht. Ich glaube eigentlich, dass ich sehr gut strukturiert bin- ich habe eine to do-Liste für jeden Tag, plane feste Zeiten für bestimmte Dinge und Aufgaben. Und auch Sport und Chor stehen da mit drauf – durch solche Aktivitäten nehme ich mir natürlich selbst „Zeit weg“ – Zeit, die ich alternativ auch am Schreibtisch oder womöglich sogar für’s Nichtstun verwenden könnte. Aber diese Dinge sind mir wichtig, sodass ich mir die Zeit dafür eben nehme.
Die Fahrerei fällt weg – dafür fällt aber auch der „Rundumservice“ weg. Spaß – auch zuhause habe ich mich natürlich nicht von vorne bis hinten bedienen lassen, sondern selbstverständlich im Haushalt geholfen. Nur ist es jetzt eben mein Haushalt – putzen, kochen, waschen, dafür sorgen, dass genug Essen im Haus ist, ist jetzt (wieder) komplett meine Aufgabe. Ich jammere gar nicht, ich tue das alles bis zu einem gewissen Grad sogar gerne und ich tue auch das strukturiert – vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Ich putze regelmäßig, wöchentlich – weil ich mich sonst auch nicht wohlfühlen würde – erhalte mir meine Vorratshaltung, die es mir erlaubt, dann wieder spontan sein zu können. Aber auch das kostet alles Zeit.
3 Abende pro Woche bin ich außer Haus – der Sport ist natürlich nicht abendfüllend, aber bis ich im Anschluss daran gegessen und geduscht habe, die Küche gemacht und das Geschirr gespült ist, ist es dann doch meistens halb zehn. Dann noch an den Schreibtisch – und leider selten vor zwölf in’s Bett. Und obwohl ich unter der Woche abends noch was tue, gehöre ich nicht zu den Leuten, die am Wochenende frei haben. Größere Aufgaben plane ich sogar bewusst dafür ein, weil ich dann mehr Zeit am Stück darauf verwenden kann, als hier mal ein bisschen und da mal ein bisschen zwischen lauter anderen Sachen.
Ich bin sicher nicht langsam (zumindest hoffe ich das) – aber die Zeit ist zu schnell. Zu vieles passt nicht mehr rein. Ich würde so gerne mehr bloggen, mehr Blogs lesen, mehr lesen, Musik machen, Ausflüge machen, mal durch die Stadt bummeln oder einfach einen Nachmittag lang gar nix tun – aber aktuell ist das überhaupt nicht drin.
Ich will nicht jammern und mich nicht beschweren. Ich weiß, dass andere noch viel mehr um die Ohren haben und ich gönne es genauso auch jedem, der am Wochenende den Laptop nicht anzuschalten braucht. Aber trotzdem freue ich mich in diesem Semesterendspurt auf die Ferien und hoffe – trotz allem – dass es dann wieder etwas entspannter wird und die Zeit wieder etwas langsamer läuft.