Über eine Woche war es hier jetzt ruhig. Den Grund brauche ich wohl kaum zu nennen: Corona. Nicht, dass ich krank gewesen wäre, aber das Virus hat mich auf andere Weise beschäftigt und auf Trab gehalten.
Zunächst einmal hat es mir jede Menge Arbeit beschert. Am letzten vorletztenWochenende kamen die Veranstaltungsverbote, was auch oder auch doch nicht oder doch die Gottesdienste am Sonntagmorgen betraf. Sowohl in meinem Brotjob, wie man so schön sagt, als auch im Ehrenamt bedeutete das Arbeit: Absagen kommunizieren, alternative Angebote verbreiten. Das Wochenende war aus diesem Grund nicht besonders erholsam, auch weil ich mich die ganze Zeit über in Hab Acht-Stellung fühlte, ständig mit einem Ohr und Auge auf diverse Mail-Postfächer und verschiedene Profile in den sozialen Medien achtete, um neue Entwicklungen und Nachrichten nicht zu verpassen. Zwei Stunden Spaziergang am Sonntag waren aber immerhin trotzdem drin.
Am Montag hatte ich dann, geplant, einen Tag Urlaub wegen eines mittäglichen Termins in Münster. Anschließend war noch Zeit für einen Aasee-Spaziergang mit Bruder 2, bevor ich weiter nach Hause fuhr für einen Arzttermin beim langjährigen Hausarzt – ich hatte da eine Sache auf dem Herzen, die sich einfach besser besprechen ließ mit dem Arzt, der mich schon seit Jahrzehnten kennt, und war sehr froh, kurzfristig einen Termin bekommen zu haben.
Am Dienstag ging es dann zurück in’s Büro, wo ich mit den Worten empfangen wurde, wir sollten bitte, sofern möglich, ab sofort im Home Office arbeiten. Dazu war dann noch die eine oder andere Absprache und Regelung notwendig, damit das in den nächsten Wochen auch gut klappen wird.
Und seit Mittwoch sitze ich nun also alleine zuhause. Nur das Radio und Spotify als Gesellschaft, Kontakt zu Menschen (also auf analogem Weg) nur beim Einkaufen. Der Spielplatz gegenüber ist seit Donnerstag gesperrt – ein Aufkleber auf dem Spielplatzschild signalisiert, dass der Spielplatz nicht zu betreten sei, aber tatsächlich sind nur noch ganz selten Kinder bzw. Familien da. Der Kaffee und die Versorgung mit anderen Leckereien ist zuhause deutlich besser als im Büro und ich kann zwischendurch Pausen für’s Klavierspielen einlegen, dafür habe ich dauerhaft kalte Füße, weil es durch’s Fenster zieht und der Boden sowieso kalt ist, und eben niemanden zum Reden.
Im Home Office wird einem erst einmal so richtig bewusst, wie viel Zeit des Tages man eigentlich mit der Arbeit verbringt und wie viel Kontakt man dabei zu anderen Menschen hat, selbst wenn man alleine in einem Büro am Schreibtisch sitzt. Ich kann gut alleine sein und brauche das auch regelmäßig, ich weiß meine (Feier-)Abende und Wochenenden gut zu gestalten und zu füllen – im Normalfall. Wenn man den lieben langen Tag zuhause ist und über allem sowieso dieses immer noch leicht unwirkliche Gefühl dieser neuen und unbekannten Situation liegt, ist das schon anders. Komisch.
Noch kann man jederzeit raus gehen und das tue ich auch, täglich (natürlich unter Beachtung aller Regeln), aber allein schon das Wissen um die ganzen Maßnahmen und Einschränkungen, die Markierungen auf dem Boden zum Abstandhalten beim Einkaufen, der deutlich reduzierte Verkehr in meiner Straße, die menschenleere Stadt am Samstagvormittag trotz Wochenmarkt, das ist schon alles sehr gewöhnungsbedürftig.
Ich merke, dass sich mein (privater) Medienkonsum verändert. Was zum Teil daran liegt, das kenne ich aus anderen Phasen, dass ich gerade beruflich mehr in den sozialen Medien unterwegs bin als sonst, und dann privat einfach nicht mehr mag, nicht auf Instagram, nicht hier auf dem Blog. Aber auch, weil ich merke, dass es nicht zu meiner Beruhigung beiträgt, auf Twitter das Corona-Tagebuch von Erkrankten oder Ärzten zu lesen. Nicht, dass ich panisch oder ängstlich wäre, aber ich möchte es auch nicht werden. Und weil ich merke, dass mir die „Corona-Polizei“ zunehmend auf die Nerven geht: Menschen, die sich jetzt (freiwillig) 24 Stunden am Tag zu Hause einigeln und andere verurteilen, die (wohlgemerkt: im Rahmen aller Verhaltens- und Hygieneregeln) das Haus für Einkäufe, Spaziergänge, Joggingrunden etc. noch verlassen. Gefühlt gibt es da momentan zwei Lager: Diejenigen, die sich überhaupt nicht um Regeln, Erlasse und Verbote scheren, und diejenigen, die eben diese strenger auslegen, als sie von den Regierungen gedacht und/oder von Experten empfohlen sind, und erwarten, dass dies gefälligst jeder und jede auch so macht.
Das alles mag ich gerade nicht lesen und nicht hören. Überhaupt würde ich mir, bei aller Wichtigkeit der Information über Corona, noch mehr andere Themen wünschen. Auch das einer der Gründe, weshalb ich hier in den letzten Tagen nichts geschrieben habe: Ich hätte nicht gewusst, worüber, denn außer Corona gibt es ja derzeit nichts. Und da fühle ich mich weder befähigt noch beflissen mich dazu zu äußern.
Also schauen wir mal, wie es weiter geht. Draußen scheint die Sonne. Der Himmel ist blau. Jeden Tag. Das habe ich auch in den letzten Tagen genutzt und jeden Tag eine schnelle Runde gedreht. In der Zeit könnte ich dann eigentlich auch mal darüber nachdenken, womit – außer Corona – ich in den nächsten Tagen meine Beiträge hier füllen kann.