So ein Wochenende

Einfach drauflos schreiben, aus meinem – zugegebener Maßen nicht wahnsinnig spannenden – Leben berichten, ein bisschen tagebuchbloggen – das fehlt mir. Ich habe zwar auch eine (immer länger werdende) Liste von Themen, die ich abarbeiten möchte, aber in diese Beiträge muss und möchte ich dann auch etwas mehr Zeit, Recherche und Gehirnschmalz stecken, und die Muße dazu habe ich leider nicht so oft, wie ich es mir eigentlich wünschen würde. Warum, das zeigt (vielleicht) exemplarisch dieses Wochenende.

Irgendwie beginnt das Wochenende ja eigentlich schon am Freitagmittag. So ein bisschen wenigstens. Aber wenn ich am Wochenende – oder genauer, am Samstag, etwas vorhabe, dann ist der Freitag oft etwas stressig. Dann kaufe ich direkt nach der Arbeit ein, verräume zuhause die Einkäufe, versuche, den größten Teil des wöchentlichen Wohnungsputzes zu erledigen, habe im Idealfall Reste für’s Abendessen aus der Woche, die nur aufgewärmt werden müssen, und mache den Abwasch und die Küche – alles zwischen Feierabend und Chorprobe um 19 Uhr.

Das ist auch mein Programm an diesem Freitagnachmittag, denn am Samstag fahre ich am Morgen nach Düsseldorf. Dort treffe ich mich mit einer Freundin, die ich in Münster im Chor kennengelernt habe und mittlerweile auch nicht mehr in Münster, sondern eben in Düsseldorf – bzw. dort in der Nähe – wohnt. Das Wetter ist wie schon in den letzten Tagen mehr als frühlingshaft und es ist in der Sonne schon richtig warm, sodass wir gemütlich vom Bahnhof in die Stadt, ein Stück über die Kö und durch die Altstadt an den Rhein schlendern und dort draußen sitzend gemütlich einen Kaffee trinken.

Am späten Mittag verabschieden wir uns wieder voneinander, ich nutze die knappe Stunde Zugfahrt wieder als ungestörte und exklusive Lese-Zeit und auf dem Weg vom Bahnhof zu meiner Wohnung wird mir in meinem zwar dünnen, aber doch für den Winter ausgelegten Mantel richtig warm. Zuhause packt es mich an und nachdem ich eine Maschine Wäsche angestellt habe, putze ich endlich die beiden großen, zweiflügeligen Fenster im Schlaf- und Wohnzimmer. Küche und Bad schaffe ich dann nicht mehr, aber weil die nach hinten rausgehen, kann ich die auch problemlos auf Sonntag verschieben.

Um 17 Uhr steigt in der Stadt hinter der Reinoldikirche ein Kirchentags-Buden-Event, zu dem ich mich aufmache. Es gibt einige Worte, Einladungen zum Kirchentag und Musik. Anschließend erledige ich noch einige Besorgungen in der Stadt und der Einfachheit halber gibt’s zum Abendessen – die angeblich beste in der Stadt, mangels Vergleich kann ich nur sagen: eine sehr leckere – Currywurst mit Pommes. Zuhause hänge ich Wäsche auf, verstaue die Einkäufe, mache den Abwasch und die Küche und sitze um 21 Uhr schließlich – endlich – mit einem Glas Wein und Schokolade auf dem Sofa. Ich beginne eine neue Serie, „Cranford“ – ich bin auf der Suche nach „Ersatz“ für Grantchester. Ganz kommt Cranford nicht daran heran, aber unterhaltsam – und erstklassig besetzt – ist sie in jedem Fall.

Am Sonntag schlafe ich aus, aber mit Wecker. Um viertel vor Neun stehe ich auf und beziehe als erstes das Bett neu. Ich mag es, wenn man gleich morgens den ersten Punkt von der to do-Liste streichen kann. Dann mache ich mich auf zu einer Laufrunde. Es ist erst die Dritte überhaupt in Dortmund – im Winter finde ich es immer extrem schwierig, Zeit zum Laufen zu finden, wenn es morgens erst spät hell wird und abends schon früh dunkel und mit einem Vollzeit-Job wird das nicht leichter. Dieses Mal geht die Runde, die ich mir vorgestellt habe, auch auf, ohne dass ich wieder vor unüberwindbaren Bahngleisen stehe oder kilometerlang an der B1 entlang laufen muss, und auf dem Rückweg kann ich gleich noch Brötchen für’s Frühstück mitnehmen. Vor dem Frühstück steht allerdings erst noch eine Maschine Wäsche und eine Dusche, deswegen ist es dann auch schon Zwölf, als ich am Tisch sitze.

Danach setze ich mich an den Schreibtisch. Um meinem Gefühl, aktuell irgendwie sehr viel Geld auszugeben, Herr zu werden, habe ich mir vorgenommen, mal wieder etwas genauer eine Art Haushaltsbuch zu führen. Ich bin ein Sparbrötchen und gebe eigentlich gar nicht gerne Geld aus und mag es erst Recht nicht, wenn ich das Gefühl habe, das irgendwie unkontrolliert zu tun.  Anschließend geht es an die beiden Fenster, die ich gestern nicht mehr geschafft habe, und erneut auf den Dachboden zum Wäscheaufhängen. Außerdem entkalke ich den Wasserkocher, der das mal wieder dringend nötig hatte.

Und plötzlich ist es schon später Nachmittag. Mit drei aufgetauten und aufgebackenen Zimtschnecken und einem großen Kaffee setze ich mich in’s Wohnzimmer und rufe zuhause bei der Familie an –  wir haben jetzt schon seit einiger Zeit bis auf ein paar WhatsApp-Nachrichten nichts mehr voneinander gehört. Deswegen sind auch ganz schnell fünfzig Minuten rum, die ich mit meinem Vater verquatsche, bis wir beide beschließen, uns jetzt um unser jeweiliges Abendessen kümmern zu müssen. Für mich gibt’s aber erst noch einen zweiten Kaffee und einen Abstecher an den Schreibtisch, bevor ich in der Küche zu Hochform auflaufe.

Zum Abendessen gibt es ein frei-Hand improvisiertes Essen, eine Quiche/Tarte/Pie mit Blätterteig und einer Füllung aus Erbsen, Möhren, Paprika, Frühlingszwiebeln, Schmand und etwas Käse. Sehr lecker. Während das im Ofen backt, rühre ich Teig für Schokomuffins. Außerdem entkalke ich die Kaffeemaschine. Die Muffins backen dann, während ich wahlweise am Tisch sitze und esse oder die Kaffeemaschine beim Ausgeben der Entkalkerlösung und Spülen beaufsichtige. Ein großer Berg Geschirr wartet darauf gespült zu werden, die Maschine wird jeden Sonntag etwas gründlicher sauber gemacht und das Frühstück muss auch vorbereitet werden.

Den Tatort zur „Originalzeit“ schaffe ich sowieso nie, aber weil ich den heutigen gerne sehen möchte, hole ich irgendwann den Laptop in die Küche und habe so wenigstens Unterhaltung beim Abtrocknen. Als alles erledigt ist, siedle ich in’s Wohnzimmer um und schaue die letzte halbe Stunde mit Wein und Strickzeug auf dem Sofa.

Und dann ist es halb zwölf am Sonntagabend, ich habe wieder einmal nicht alle Punkte auf meiner to do-Liste abgearbeitet und frage mich mal wieder, ob ich mir einfach zu viel vornehme oder zu langsam bin. Und warum ich eigentlich nicht in der Lage bin, einfach mal nichts zu tun. Dann würde es vielleicht auch mal was mit den durchdachten, gut recherchierten Blogbeiträgen.